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Deutschland: Neuer Fall des Kindermissbrauchs belastet katolische Kirche

Katolischer Priester wegen Kindermissbrauch verhaftet

DasGericht in Deutschland ordnete während des Prozesses die Festnahme eines katholischen Priesters an, der laut Anklageschrift Kinder sexuell missbraucht hatte, mit dem Hinweis, dass die Gefahr wiederholter Übergriffe bestehe.

Die Entscheidung des Landgerichts Köln fiel gestern, am selben Tag, als ein katholischer Kardinal versprach, Lehren aus dem Bericht über Hunderte von Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern in den vergangenen 75 Jahren in seinem Bistum zu ziehen.

Die Gerichtsverhandlungen im jüngsten Prozess laufen seit November letzten Jahres, und dabei wurden weitere potenzielle Opfer entdeckt, von denen eines 2019 missbraucht wurde.

Der Pfarrer wurde als Hans Ue identifiziert. Sein vollständiger Name wurde gemäß dem deutschen Datenschutzgesetz nicht veröffentlicht.

Der Angeklagte sei unmittelbar nach der Verhandlung festgenommen worden, teilte das Gericht mit.

Mehrfach versetzt

Der Fall H. zählt zu den gravierendsten Skandalen innerhalb der katholischen Kirche: Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt gegen Kinder gegen den aus Gelsenkirchen stammenden Geistlichen sind seit den späten 1970er-Jahren aktenkundig. Die katholische Kirche versetzte den Pfarrer mehrfach in immer neue Gemeinden. Seiner Aufnahme im Erzbistum München-Freising stimmte 1980 auch der damalige Erzbischof und spätere Papst Joseph Ratzinger zu. Auf Nachfrage von BR und Correctiv bestreitet er jedoch, Kenntnis von den gegenüber H. erhobenen Vorwürfen gehabt zu haben.

Die Aussagen des Opfers sind besonders brisant, da der Missbrauch stattfand, als H. unter Aufsicht eines pensionierten Weihbischofs stand. Der Bischof betreute sieben Jahre zusammen mit H. gemeinsam die Gemeinden Garching an der Alz und Engelsberg, war über die Gefährlichkeit des Priesters H. informiert, schützte aber offenbar nicht die Kinder, sondern den Täter. Im Gespräch mit BR und Correctiv sagte der Betroffene: „Das ist allen bekannt gewesen, auch in der Kirche. Diesen verurteilten und untherapierbaren Mann dann wieder in eine Gemeinde zu schicken und mit so vielen Kindern und Jugendlichen arbeiten zu lassen, das macht einen einfach nur fassungslos und ein Stück weit aggressiv.“

Taten verharmlost

In einem Kirchenurteil zu H., das dem BR und Correctiv vorliegt, werden die Taten dieses Priesters offen angesprochen, allerdings weithin bagatellisiert. Dokumentiert wird dort zwar das Mitwissen der Vorgesetzten über die Gefährlichkeit des Priesters. Allerdings verharmlost das Kirchenurteil Hinweise auf Taten in den 1990er-Jahren und es findet sich darin kein Hinweis auf die Rolle des bereits verstorbenen Weihbischofs, unter dessen Aufsicht der Täter stand.

Das Opfer hat nach eigenen Angaben auch mit der Münchner Rechtsanwaltskanzlei gesprochen, die im Auftrag des Erzbistums München und Freising das Gutachten erstellt. Der Anwalt des Opfers hat angekündigt, gegen die Bischöfe strafrechtlich vorgehen zu wollen.

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